Mittwoch, 18. September 2013

Szenen einer Autofahrt, Teil 1


SWR 2. Es ist 18 Uhr. Sie hören die Nachrichten des Tages.

Washington. Der amerikanische Präsident Barack Obama wendete sich heute mit einer Rede an die Nation. Dabei fand er erstmals klare Worte zum Syrienkonflikt.
Bitte den Kreisverkehr an der dritten Abfahrt verlassen.
Er bezog sich damit auch auf die umstrittene Aussage von John Kerry, Assad habe
Bitte jetzt rechts abfahren und der B27 folgen.
Die Resonanz aus Deutschland war verhalten.
Angela Merkel meinte am Rande einer Konferenz nur
Die Route wird aufgrund von Verkehrsstörungen neu berechnet.
Die Opposition kritisierte diese Zögerungstaktik umgehend.
Allen voran Peer Steinbrück. Der meinte,
Ausfahrt vor Ihnen.
und fügte hinzu
Bitte nehmen Sie die Ausfahrt.
Linkspartei und Grüne sind sich einig:
Ein militärisches Eingreifen in Syrien wird es mit ihnen
In 100 Metern links abbiegen.
Nur eines scheint an diesem Tag klar, dass
Jetzt links abbiegen.
und man in Sachen Syrien noch einen langen Weg vor sich hat.
Sie haben Ihr Ziel erreicht.

Mittwoch, 4. September 2013

Gutwetter-Wahlkampf


Heute habe ich gelesen, dass die Deutschen selbst in der Hochphase des Wahlkampfs lieber übers Wetter reden als das Kanzlerduell zu diskutieren. In meinem Umfeld ist das zum Glück anders. Deshalb konnte ich auch eine – für mich – interessante Entdeckung machen. Egal ob FDP-Anhänger, Merkel-Freund oder Wechselwähler: Die meisten machen ihr Kreuz bei der Partei, die ihnen persönlich die meisten Vorteile verspricht. Ihre Frage lautet: „Was habe ich davon?“. Was heißt: Steuersenkungen kommen gut; Tempolimits auf Autobahnen eher nicht so. Sicher, das überrascht erst mal wenig. Und trotzdem finde ich diesen Egoismus bemerkenswert. Auch wenn ich selbst genug verdiene, bin ich trotzdem für einen Mindestlohn und bereit, beim Frisör etwas mehr zu zahlen. Und auch wenn ich regelmäßig zu schnell fahre, sehe ich doch ein, dass weniger Geschwindigkeit die Straßen sicherer machen. Nein, ich gehöre nicht zu den nervigen Weltverbesserern, die ihre Mitmenschen belehren, dass Fleisch essen unmoralisch und Rauchen ungesund ist. Trotzdem finde ich, kann man hin und wieder über seinen Tellerrand hinausschauen. Der 22. September wäre eine gute Gelegenheit. Übrigens: In den nächsten Tagen soll es noch mal richtig schön warm werden...    

Donnerstag, 29. August 2013

Führerlos in die mobile Zukunft

Elektronische Fahrhilfen machen die Straßen sicherer und die Welt zu einem besseren Ort. Denn sie ersetzen (zum Teil) den Fahrer und erledigen zuverlässig diverse Führer:


Film von Tobias Haase, Filmakademie Ludwigsburg

Dienstag, 20. August 2013

Flexitarier, der

Der Flexitarier gehört zur Gattung der Vegetarier, unterscheidet sich von dieser allerdings in seiner Konsequenz. So teilt der Flexitarier zwar die Ansicht, dass man Tiere nicht essen sollte, jedoch will er für seine hehren Ansprüche auch nicht allzu sehr leiden. Deshalb macht er (unter anderem) zu Weihnachten mal eine Ausnahme und riecht den Braten nicht nur, sondern isst ihn auch. Moralisch ist der Flexitarier dem Fleischesser definitiv überlegen. Vom Vegetarier oder gar Veganer könnte er sich allerdings noch eine Scheibe abschneiden.

Donnerstag, 27. Juni 2013

Die Generation der offenen Tür

Es gibt die Generation Golf, die Generation Praktikum und die Generation Y. Die erste ist unpolitisch und materiell ohne Sorgen. Die zweite ist gefrustet und arbeitstechnisch ohne Perspektive. Und die dritte ist gebildet, aber politisch ohne Vertrauen.

Ich meine, noch eine weitere Generation entdeckt zu haben. Die Generation der offenen Tür. Dabei handelt es sich um die heute etwa 20 bis 39-jährigen, die sich einfach nicht mehr festlegen wollen; sich also ständig alle Türen offen halten.

Sie sind weder bereit, sich an einen Partner zu binden, noch an einen Verein, eine Weltanschauung oder einfach nur eine Meinung. „Freiwillige Feuerwehr? Find’ ich klasse. Aber was, wenn ich mal spontan für zwei Monate nach Australien will?“ „Das Jobangebot klingt schon verlockend. Aber Hamburg würde mich auch reizen...“ „Kinder? Können wir doch auch in zwei, drei Jahren noch haben.“

Ich hab das Gefühl, wir befinden uns in einem ständigen Übergangsmodus. Wir warten auf das Leben, während es an uns vorbeizieht. Flexibilität ist unsere Religion. Und das erste Gebot lautet: Warte mal ab, vielleicht kommt ja noch was Besseres.

Aber ich befürchte: Das ist ein Trugschluss. Wir sollten wieder den Mut finden, Türen zu schließen. Denn irgendwo öffnet sich immer eine neue.

Dienstag, 7. Mai 2013

Die Leiden des N.N. Oder: Über den Druck, sich als Vertriebler einen Namen zu machen.

Norman Nietzsche steht heute früher auf. Er hat fünf Kundentermine. Und Verkaufsdruck. Wie immer kurz vor Quartalsende, wenn alle noch mal ihre Prämie nach oben schrauben müssen. Apropos Schrauben. Die sind Normans Spezialgebiet. Er verkauft sie hauptsächlich an die Automobilindustrie und am liebsten in rosa Hemd und lila Krawatte. Norman glaubt, das wirke frisch und unkonventionell; dabei bestätigt er mit seiner Kleiderwahl nur das Klischee des Vertrieblers. Rolex, Markenschuhe, Nadelstreifen – für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance, meint Norman. Er liebt abgedroschene Phrasen und versucht sie möglichst oft in seinen Verkaufsgesprächen unterzubringen. Genau wie seine Religion: NLP. Mit Neurolinguistischem Programmieren will Norman seine Kunden dazu bringen, die aus seiner Sicht einzig richtige Kaufentscheidung zu treffen. Schrauben sind ja nicht gerade sexy. „Low Involvement“-Produkte heißen diese Waren auf Angeber-Deutsch, frei übersetzt „Interessiert-keine-alte-Sau“-Artikel. Da muss man sich beim Verkaufen schon richtig ins Zeug labern. Zum Glück gibt es genügend Vertriebs-Gurus, die sich nicht zieren, ihre vielfach bewährten Schwafelpraktiken (neudeutsch: Communication skills) mit den Kollegen zu teilen. Ganz uneigennützig werfen sie Ratgeber mit vielversprechenden Titeln wie „So überzeugen Sie jeden: Neue Strategien durch Verkaufshypnose“ oder „30 Minuten: Die NLP-Erfolgsgeheimnisse der Spitzenverkäufer“ auf den Buchmarkt. Norman kennt sie alle. Auswendig. Auch den einen oder anderen Autor durfte er schon treffen. Besonders beeindruckt war er von ihrer Fähigkeit, sich selbst zur Marke zu machen. Das hat er auch vor. Norman Nietzsche klingt ja schon mal nicht schlecht. Ein Dr. davor wäre allerdings noch eindrucksvoller. Aber so viel Anstrengung lohnt sich heutzutage nicht mehr. Wozu hat er schließlich einen zweiten Vornamen? Normen E. Nietzsche. Macht schon mehr her. Aber da geht noch was. Zum Beispiel mit einem Titel im Namen. Norman „Der Kundenflüsterer“ E. Nietzsche, so was schwebt ihm vor. Damit könnte er zum Star der Schrauben-Branche aufsteigen. Und dann würde auch er sein Wissen teilen. Auf Konferenzen wie Speakers Excellence oder der GSA. Junge Menschen würden zu ihm aufschauen. Und er müsste nicht mehr in aller Herrgottsfrühe aufstehen, die Prämie im Nacken, die sich um seine Kehle legt wie die lila Krawatte, die er jetzt so routiniert zu einem Four in Hand-Knoten bindet. Die er zuzieht, immer weiter und weiter zuzieht... bis er plötzlich gar nichts mehr spürt. Keinen Termindruck, keine Verkaufsvorgaben. Nur den flauschigen Teppich seines Hotelzimmers. Und unendliche Erleichterung.

Sonntag, 2. Dezember 2012

Bitte nicht stören

Manche Ideen sind so einfach, dass man sich fragt, warum nicht schon lange jemand darauf gekommen ist. Das Ostrich Pillow - oder Vogel-Strauß-Kissen - ist so eine Idee. Für mich ist es die Erfindung des Jahres.

Es ist ein bisschen wie beim Überraschungsei. Man bekommt gleich drei Dinge auf einmal: Nackenrolle, Ohrstöpsel und Schlafbrille. Denn auf all das kann man verzichten, wenn man die All-in-one-Schlafkapsel überzieht.

Und das Beste: Man sieht nicht, wie lächerlich man mit dem Ding aussieht. Was man ebenfalls nicht mitkriegt: die Reaktionen der Leute. Rundum geschützt. Rundum perfekt. Kopf-in-den-Sand-System eben. Echt clever, diese Vögel von Banana Things.

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Dienstag, 30. Oktober 2012

Der kindliche Wunsch geliked zu werden

Ich mag Facebook. Wirklich. This is not another Facebook bashing article! Aber ich habe das Gefühl, dass Facebook bei vielen das innere Kind hervorlockt. Nicht das süße Kind, sondern das nervige. Das Kind, das auf dem Autorücksitz zum zehnten Mal fragt "Sind wir bald da?". Das Kind, das hinfällt, sich umschaut und erst, wenn es sich lohnt, anfängt zu schreien. Das Kind, das absichtlich sein Glas Milch umwirft, um auf sich aufmerksam zu machen. Denn genau darum geht es auch bei Facebook: Aufmerksamkeit.

Und um die zu bekommen, braucht man nicht mal ein Glas Milch umschmeißen. Ein Post wie "Frische Milch vom Bauernhof. Selbst gemolken. Hmmm lecker." reicht und man kriegt im Handumdrehen 5 Likes und 2 Kommentare. Kinderleicht! Die Feststellung "Es schneit. Es schneit" brachte einer Freundin am Wochenende sogar 7 Daumen und 3 Antworten. Auch beliebt: Das selbst gekochte Essen fotografieren, hochladen und auf den multiplen digitalen Applaus der Fangemeinde warten.

Was ist da los? Haben wir irgendeine kindliche Phase nicht überwunden? Warum lechzen wir so nach Anerkennung? Wenn ich als Kind solche Anwandlungen hatte, wurde ich von meinen Eltern ignoriert. Eine legitime und zielführende Erziehungsmethode, wie ich finde. Doch Facebook scheint diese gute Kinderstube wieder zunichte zu machen. Indem es einen für jede noch so banale Äußerung belohnt. Das macht nicht nur süchtig, sondern bekloppt. Deshalb reagiere ich auch nicht mehr auf Posts wie "Habe mir eben Lebkuchen gekauft *schäm*". Sicher, damit werde ich niemanden erziehen. Will ich auch nicht. Es ist ja auch schön, am Leben seiner Freunde teilhaben zu können. Nur eben nicht bis ins kleinste triviale Detail. Denn was für mich interessant ist (z.B. was ich heute Abend esse), muss es für andere noch lange nicht sein. Und ein voller Magen ist für mich Belohnung genug.

Montag, 1. Oktober 2012

Alle-Krüge-Hoch-Kultur


28. September 2012. Ort: Bierzelt, Stuttgarter Oktoberfest.

Alles ist, wie es sein sollte: Die Maßkrüge stehen auf den Tischen, ihre Besitzer auf den Bänken und das Niveau liegt am Boden. Doch halt, eine nahezu unsichtbare Spur politischer Satire hat sich selbst an diesen für den Intellekt ungastlichen Ort verirrt. Luigi steht auf der Bühne und performt seinen Wies’n-Kracher „In meinem Bunga-Bunga-Bunga-Bungalow“. Und damit man auch bei 3,x Promille die Berlusconi-Anspielung versteht, singen alle zusammen: „Ich bin kein Berlusconi. Ich hab keine Millioni...“. Ich auch nicht. Dafür noch ein paar Textanregungen für politisch unkorrekte Volksfesthits:

Ich bin die Wulff, Bettina.
Als Autorin Großverdiena.

Ich mag die Frauen oben ohne.
Da bin ich für ne’ Quote.

Heut’ da nehm’ ich mir den Mohammed
mit ins Bett, mit ins Be-he-hett.

Mein Beitrag für mehr Intellekt im Bierzelt. Bitteschön.

Donnerstag, 23. August 2012

Die Kunsthalle Tübingen zeigt Bein. Und Allen Jones.

  
Beine, überall Beine. Sie kommen aus der Wand, knien auf dem Boden und stecken grundsätzlich in halsbrecherischen High Heels. Wer da an Fetisch denkt, liegt nicht ganz falsch. Wer Allen Jones im Kopf hat, liegt goldrichtig.

Noch bis zum 16. September widmet die Kunsthalle Tübingen dem umstrittenen Künstler eine Retrospektive zu seinem 75sten Geburtstag. Zu sehen gibt’s auch jene Furniture Sculptures, die Allen Jones weltweit bekannt machten: Eine Frau in devoter Hundehaltung als Tisch oder die rücklings Liegende mit hochgestreckten Beinen, die als Stuhl dient. Um Provokation ging es Allen Jones dabei angeblich nie. „Ich mach’, was mir gefällt“, zitiert ihn die Museums-Volontärin. Und was ihm gefällt wird schnell klar: Langbeinige Frauen mit Pagenkopf, Männer mit Hut und Anspielungen auf Nietzsche. Ob Werbung, Comics oder SM – Jones lässt sich von allen Elementen der Populärkultur inspirieren. Heraus kommen jedoch nicht nur Skulpturen. Die meisten Werke des gelernten Grafikers sind klassische Öl-auf-Leinwand-Gemälde. Doch auch hier will er Denkverbote und sittliche Schranken infrage stellen. Ich finde: Das gelingt ihm. Und zwar auf eine sehr unterhaltsame Art:
www.kunsthalle-tuebingen.de



Sonntag, 8. Juli 2012

Bomben Texte

Es gibt viele schlechte Texte auf der Welt. Nicht alle stammen von Hera Lind (neuester Kassenschlager: "Männer sind wie Schuhe"). Auch das WWW ist eine außerordentliche Fundgrube für außergewöhnlich Unterirdisches.

Unterirdische Formulierungen, die regelrecht Schmerzen bereiten. Doch endlich gibt es die Möglichkeit zur Rache fernab der Kommentarfunktion. Man lässt seinen Gefühlen einfach freien Lauf und bombt den ganzen Mist in die Luft:


fontBomb - Stylishly destroy the web from Philippe-Antoine Lehoux on Vimeo.

Sonntag, 10. Juni 2012

Schöner wohnen...

... hat etwas mit Stil zu tun. Und viel mit Humor:

Muss man denn immer erst in Hundescheiße treten, damit einem ein Licht aufgeht?
Mit dieser Lampe schon.

Über die Leichtigkeit des Scheins lässt sich an diesem Tisch
besimmt besonders gut philosophieren.


Gefunden bei:
http://www.neatorama.com/2012/06/08/for-interior-designers-with-a-sense-of-humor/

http://abduzeedo.com/best-week-226

Sonntag, 29. April 2012

Electro 3.0

Elektronische Musik: Das war für mich immer ein sogenannter DJ, der keinen Plan vom Platten auf- dafür vom Mädels flachlegen hat und seine ewiggleichen Beats einfach von einem weißem Mac-Book abspielt. Dann kam David Guetta und machte die Sache nicht besser, nur kommerzieller. Mir war klar: Das ist nix für mich. Aber wie so oft wurde ich eines besseren belehrt. 

Brandt Brauer Frick hat mich bekehrt. Und zwar mit einem Orchester, das ganz analog richtig gute Elektro-Sounds fabriziert:



Experimentell nähert sich auch Ei Wada der elektronischen Musik. Sein Orchester besteht aus Fernsehgeräten. Gut zu wissen, dass aus denen auch mal was Interessantes kommen kann:




Und natürlich lässt sich mit solchen abgefahrenen Ideen auch gute Werbung machen. Nike geht in dieser Hinsicht voran. "Music to go", gewissermaßen:



  

Sonntag, 1. April 2012

Wahlkrampf

Es ist wieder Wahlkrampf. Nicht nur in Amerika. Auch in Nordrhein-Westfalen. Und was macht ein Politiker, wenn er nichts zu sagen hat (und wahrscheinlich sowieso lieber in Berlin bleibt)? Genau, er macht den Gegner zum Inhalt seiner Kampagne. Schließlich hat er (laut Slogan) Köpfchen. Während sie nur einen total lustigen Namen besitzt, auf den man eine ganze Anzeigenserie bauen kann. Nach dem Motto: Schlimmer geht’s immer. Und zwar von Anzeige zu Anzeige:  


Mittlerweile wurde die Kampagne zurückgezogen.

So ein Lapsus könnte den Amis nicht passieren. Die sind – wie immer – schon weiter. Sie beschäftigen sich erst gar nicht mit dem Gegner (oder gar mit Inhalten). Interessiert eh keinen. Wichtig ist, wie’s bei Romneys unterm Sofa aussieht. Und deshalb wird erst die ganze Familie auf die Bühne gezerrt und dann verrät Frau Romney noch, wie ihr Mann sie von seiner Kandidatur überzeugte. „I asked him: Can you fix it? And he said: Yes. That’s all I wanted to know.” Zum Heulen schön:



 Apropos “Can you fix it?”. Die ganze Ami-Wahlkrampf-Show erinnert mich irgendwie an das hier:



In diesem Sinne: Don't get frustrated. Get fix it.



Quelle: http://www.indiskretionehrensache.de/2012/03/norbert-roettgen-landtagswahl/

Sonntag, 19. Februar 2012

Food-Fasching

Fasching. Das ist die Zeit, in der sich ganz normale Menschen für Fabelwesen, Popstars oder Adlige halten dürfen, ohne von anderen für verrückt gehalten zu werden. Ganz Kreative lassen das Cowboy- oder Prinzessinnenkostüm aber dieses Jahr im Schrank und verkleiden sich als Karotte, Kürbis oder Kichererbse – je nach physischer Ausgangslage. Dass auch Nahrungsmittel Lust aufs Verkleiden haben, beweisen die sogenannten „Baby Carrots“. Mit diesen macht das Kalifornische Unternehmen Bolthouse Farms inzwischen Millionen. Das Geheimnis: Langweiliges Gemüse wie leckeres Fast Food aussehen zu lassen. Und so kommt es, dass immer mehr Junk-Food-verwöhnte Amerikaner ihre fetten Finger in eine „Chips-Tüte“ voller Möhrchen stecken. Was – wenn nicht nach Verarsche – zumindest nach Marketingtrick 17 klingt, hat im Gegensatz zu vielen anderen Werbeversprechen zumindest einen positiven Effekt: Die dicken Justines, Jennifers und wie sie alle heißen passen zu Halloween vielleicht wieder in ihre Prinzessinnenkostüme – und können die Kürbisverkleidung im Schrank lassen.   

Möhren, die sich für Doritos halten.

Außen Junk - innen gesund

Sonntag, 22. Januar 2012

Aktzeichnen XY ungelöst


Ich liebe Krimis. Und ich mag Kunst. Ich wollte auch schon immer einen Krimi schreiben. Am besten einen, der im Kunstmilieu spielt. Der Plot hat irgendwas mit Fälscherei zu tun oder mit Diebstahl in großem Stil. Sex sollte auch dabei sein. Und Mord – vielleicht an einem Aktmodell. So genau weiß ich das noch nicht. Ist auch nicht so wichtig. Zumindest nicht halb so wichtig wie der Titel. Der Titel entscheidet über den Verkauf. Er muss aufmerksam machen, Spannung erzeugen und – im besten Fall – irgendwie Witz haben. Zum Beispiel, weil er auf einem Wortspiel beruht oder mit etwas Bekanntem in Verbindung gebracht wird. Deshalb heißt mein Krimi: Aktzeichnen XY ungelöst. Auf die Idee gebracht haben mich die Zeichnungen einer Kollegin und sehr guten Freundin. Vielen Dank an dieser Stelle. Natürlich widme ich dir das Buch, sobald es fertig ist.



Dienstag, 27. Dezember 2011

Zwischen den Jahren

Wir befinden uns „zwischen den Jahren“, wie manche so schön sagen. Ich sage das eigentlich nie. Denn „zwischen den Jahren“ klingt für mich immer nach Plätzchen vom letzten Weihnachtsfest – ziemlich altbacken. Und trotzdem ist die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr irgendwie besonders. Sie scheint stehen geblieben. Zumindest vergeht sie sehr viel langsamer als die Wochen vor ihr. Das gibt einem Gelegenheit, sich mit Dingen zu beschäftigen, für die man sonst zu beschäftigt ist. Alte Familienfilme und Fotoalben anschauen, zum Beispiel. Dass das nicht so langweilig sein muss wie es sich anhört, zeigt der Berliner Designer Max Kersting. Er nimmt die Bilder und fügt ihnen nachträglich Kommentare oder Dialoge hinzu. So wird aus einem verstaubten Foto ein Bild zwischen den Zeilen. Und aus einem Fotoalbum der perfekte Zeitvertreib zwischen den Jahren.






Samstag, 26. November 2011

Wie viel Bullshit steckt in einer Volksabstimmung?

Liebe Politiker (und Redenschreiber), liebe Juristen, liebe Texter von Morgenmagazin-Moderationen, Beipackzetteln und Infoflyern,

Sie wollten schon immer mal einen richtig guten Text verfassen, so vollkommen ohne heiße Luft und lauwarmes Blabla? Hilfe naht! Nein, sie ist schon da: im Netz. Schreiben müssen Sie zwar immer noch selbst. Aber auf die Beurteilung brauchen Sie nicht mehr warten bis die Zuhörer einschlafen, um- oder abschalten oder gleich ganz den Raum verlassen. Denn das Feedback kommt schon vorher von blablameter.de, dem Online-Messgerät für die Bullshitdichte in Texten. Einfach Text kopieren, einfügen und den Schreibstil messen. Die Skala reicht von null wie „nichts zu meckern“ bis eins wie „einfach nicht auszuhalten“. Bei Letzterem landet man unter anderem mit zu vielen Substantiven im Text (oder besser: aufgrund einer übermäßigen Verwendung des Nominalstils). Solche Satzkonstruktionen sowie ausgelutschte Phrasen hört man oft von – genau – Politikern, Morgenmagazin-Moderatoren... (siehe oben im Text). Auf die Spitze treiben es aber immer noch die Juristen (viele von ihnen findet man ja in Gestalt von Politikern, was sicher kein Zufall ist). Hier ein aktuelles, politisch-juristisches Beispiel:*

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, am 27. November 2011 haben Sie die Möglichkeit, darüber abzustimmen, ob die Landesregierung verpflichtet werden soll, Kündigungsrechte beim Finanzierungsvertrag zu „Stuttgart 21“ wahrzunehmen. Mir ist es ein persönliches Anliegen, Sie dabei zu unterstützen, sich dazu eine eigene Meinung zu bilden. (...) Die Abstimmungsfrage lautet: Stimmen Sie der Gesetzesvorlage Gesetz über die Ausübung von Kündigungsrechten bei den vertraglichen Vereinbarungen für das Bahnprojekt Stuttgart 21 zu?**

Der Bullshit-Index für diesen Textabschnitt liegt laut Blablameter bei 0,59. Die Begründung: „Ihr Text signalisiert deutlich: Sie wollen etwas verkaufen oder jemanden tief beeindrucken. Es wirkt unwahrscheinlich, dass damit auch eine klare Aussage verbunden ist - und wenn ja: wer soll das verstehen?“ Dem ist meiner Meinung nach nichts hinzuzufügen.




* Bullshit-Index für den gesamten ersten Teil des Textes: 0,13
** Quelle: Infoflyer "Information der Landesregierung Baden-Württemberg zur Volksabstimmung am 27. November 2011

Sonntag, 13. November 2011

Mutatoes

Es gibt Situationen, da muss man sich selbst eingestehen: Ich bin auch nicht besser. Zum Beispiel in der Obst- und Gemüseabteilung. Minutenlang scannt man jeden Apfel und jede Banane auf der Suche nach einer noch so winzigen Anomalie. Die kleinste Unebenheit wird zum Ausschlusskriterium. In die Tüte kommt nur, was aussieht wie einer Hochglanzbroschüre entnommen: glatt, gleichmäßig, gesund. Aber ist die perfekt genormte Gurke mit einer maximalen Krümmung von zehn Millimetern auf zehn Zentimeter wirklich bekömmlicher? Wohl kaum. Klar, der Krüppel-Kürbis sieht irgendwie krank aus, ist aber wahrscheinlich gesünder als jede Gen-Gurke. Doch eine Gesellschaft, die im Überfluss lebt, kann es sich natürlich leisten, Andersartiges auszusortieren. Allenfalls unter dem Blickwinkel der Kunst wird das "Hässliche" geduldet. Und so setzt der Fotograf Uli Westphal die "letzten Überlebenden biologischer Vielfalt" mit seinen Bildern in Szene:




Montag, 3. Oktober 2011

Tag der Deutschen Einheit. Oder: Zeit für ein wenig Satire

Der 3. Oktober. Für manche ein Tag zum Feiern. Für die meisten zumindest einer zum Ausschlafen. Martin Sonneborn, Chefsatiriker und Gründer der PARTEI macht sicher nichts von beidem. Er macht weiter Wahlkampf (auch, wenn Berlin schon durch ist). Seine wichtigste Forderung ist neben der Wiederbelebung von Knut der Wiederaufbau der Mauer. Warum? Weil „Deutschland nicht wirklich zusammengewachsen ist“, meint Sonneborn zu wissen. Und: „Es gibt ein psychologisches Grundbedürfnis, sich vom Nachbarn abzugrenzen.“*

Aha. Mag sein. Mein psychologisches Grundbedürfnis nach humorvoller Unterhaltung hat er jedenfalls befriedigt:





Sonntag, 21. August 2011

Scherenschnitt-Texte

Barbara Bollwahn ist nicht nur Journalistin und Jugendbuchautorin. Ihr fehlen auch nie die Worte. Während andere professionelle Schreiber noch über dem perfekten Einstiegssatz brüten, seziert Bollwahn schon diverse Zeitschriften. Dort finden sich schließlich Wörter en masse, die man einfach ausschneiden und zu einem sinnvollen Neuen zusammenfügen kann. Heraus kommt Schnipsel-Poesie vom Feinsten: 
 






 













Mehr davon...


Samstag, 23. Juli 2011

Mini Malismus räumt auf

Es gibt Menschen, die haben nicht mehr alle Tassen im Schrank – und finden das gut so. Sie nennen das Minimalismus. Weniger ist mehr. Weniger Tassen – mehr Platz. Weniger Bücher – mehr Sozialkontakte. Weniger DVDs – mehr Zeit. Klingt nach blinder Konsumkritik? Nicht ganz. Denn auch Minimalisten telefonieren mit dem iPhone und lesen auf ihrem E-Book. Klar, schließlich ersetzt das elektronische Buch ganze Bücherschränke und das smarte Phone vereint Kamera, CD-Sammlung und Fotoalbum in einem Gerät.

Die Vorteile einer solch minimalistischen Lebensweise liegen auf der Hand: Wer wenig hat, kann wenig verlegen und muss weniger aufräumen. Die 40 Quadratmeter-Wohnung fühlt sich plötzlich an wie ein Loft und: Minimalismus ist die beste Diebstahlversicherung.

Doch im Wesentlichen geht es ums Wesentliche. „Was brauche ich wirklich?“ lautet die Frage aller Minimalisten. „Muss ich mir zu den fünf Kerzenhaltern noch einen sechsten dazu kaufen, nur weil er im Angebot ist?“ „Werde ich wirklich noch einmal einen Blick in diese Zeitschriften werfen?“ Und: „Wie viele Tupperdosen braucht ein Haushalt?“ Sicher, es ist nicht leicht, sich frei zu machen. Doch hat man sich einmal überwunden, wirkt das „Nicht-alles-haben-müssen“ extrem erleichternd. Das zumindest berichten praktizierende Minimalisten. Ihr Leben ist nicht mehr so vollgestopft mit unnötigem Ballast und jegliche Ablenkung hat es schwerer. Das Leben ist schließlich kompliziert genug. Da kann eine Tasse weniger im Abwasch schon helfen.

"Any intelligent fool can make things bigger, more complex, and more violent. It takes a touch of genious – and a lot of courage – to move in the opposite direction." E. F. Schumacher

Weiter lesen: Haste nix, biste was von Benjamin Schulz

Sonntag, 26. Juni 2011

Die Welt als Tortendiagramm


Unsere Welt ist hochkomplex, hochglobal (na schau mal einer an!) und nicht zuletzt hochvernetzt. – Also einfach zu hoch für Leute wie du und ich. Wir brauchen jemanden, der uns die Welt erklärt. Wir brauchen einen Weltversteher. Wir brauchen Claus Kleber! Einen, der uns schon mit seinem eingängigen, alliterativen Namen zu verstehen gibt: Ist alles nicht so kompliziert. Ich erkläre es euch. Und dann nimmt er ganz leger vor seinem Moderationspult Patz und uns an seine Hand:



Es soll ja Leute geben, denen geht dieser Kleber gehörig auf den Zeiger. Diese Leute behaupten, CK (Achtung: Verwechslungsgefahr!) wäre ganz schön abgehoben, dort in seinem futuristischen Studio. Er moderiere quasi von oben nach unten zu seinen dümmlichen Zuschauern und versuche diese mit bunten, mitten in den Raum projizierten Grafiken einzulullen. Wie Babys vorm Ins-Bett-gehen.

Dabei können Diagramme - egal ob in Torten-, Balken- oder Säulenform - auch richtig Spaß machen. So, wie die von katjaberlin. Auf ihrem Graphitti-Blog erklärt sie die Welt mit lustigen und geistreichen Grafiken, die immer ein Fünkchen Wahrheit beinhalten:








Samstag, 4. Juni 2011

Zwangsbeglückt

Du sollst: Müll trennen, guten Gewissens E10 tanken, alle vier Jahre wählen, auf Ökostrom umstellen, eine Familie gründen, Kinder bekommen, konsumieren, das BIP steigern. 

Du sollst nicht: in Kneipen rauchen, Frauen und andere Minderheiten diskriminieren, unangeschnallt und/oder zu schnell Auto fahren, jammern...

..., sondern dankbar sein. Denn dein Staat tut so viel für dich. Er führt das Rauchverbot ein und schützt damit deine Gesundheit. Er verabschiedet das Antidiskriminierungs-gesetz und garantiert dir so gleiche Rechte. Er beschleunigt den Atomausstieg und schenkt dir damit zwar kein sauberes, aber immerhin ein angstfreies Gewissen. Er subventioniert Solarstrom, Vätermonate, Sparbeträge, Mitarbeiterbeteiligungen und Elektroautos. Der Staat macht dich zu einem besseren Bürger. Ob du willst oder nicht. Wer das als „Zwangsbeglückung“ empfindet, hat nichts verstanden! Oder alles. Die ZEIT spricht von einem Tugendstaat, der auf sanft-tyrannische Art das Volk belehrt.

Und genau so sieht es aus. Die Deutschen scheinen nicht mehr fähig, selbst zu entscheiden, wie moralisch, gesund und umweltbewusst sie leben wollen. Immer mehr wird vorgeschrieben. Immer mehr lassen wir uns vorschreiben! Ich empfinde es als anmaßend, wenn mich mein Auto dauerpiepsend daran erinnert, mich anzuschnallen. Ich kann selbst denken und selbst entscheiden. Das muss mir niemand abnehmen. Keine neue Technik und auch kein Staat. Wir sollen uns empören? Das tue ich! Wer macht mit?  

Sonntag, 1. Mai 2011

Durex sorgt für kreative Höhepunkte

Gute Ideen kommen manchmal ganz plötzlich; oft zögert sich das erlösende Glücksgefühl jedoch hinaus. Manchmal helfen Vorlagen, um in Stimmung zu kommen. Ob auch die Werbestrategen für Durex auf solche Hilfsmittel zurückgreifen mussten, ist nicht bekannt. Schaut man sich jedoch die Ergebnisse an, dann sieht man: Hier beruht keine Anzeige auf einer Idee interruptus. Alles ist knackig und äußerst stimulierend:















Sonntag, 24. April 2011

Frohe Ostern!

Nestlé Diet: Chocolate doesn't have to be evil.
Advertising Agency: CumminsNitro, Melbourne, Australia

Sonntag, 17. April 2011

Newspaper Poetry

Was tun, wenn einem die Worte fehlen? Ganz einfach: Man bedient sich da, wo genug Wörter vorhanden sind. In Zeitungen, Magazinen, Büchern...und streicht einfach die weg, die man nicht braucht.

Mein erster Versuch in Sachen Newspaper Poetry.


Ganz nach dem Motto "Kreativität = Subtraktion". So sieht das jedenfalls Austin Kleon, der Erfinder des Newspaper Poetry. Seiner Meinung nach gibt es nichts, was es nicht schon gegeben hat. Originalität ist nur ein Mashup aus Bestehendem. Es kommt also darauf an, Dinge herauszupicken und auf neuartige Weise zusammenzusetzen. Bei ihm sieht das so aus:


Newspaper Poetry vom Erfinder selbst.

Sonntag, 20. März 2011

Stricken statt sprühen

Dies ist eine Warnung an alle Sprayer: Zieht euch warm an! Denn ihr bekommt Konkurrenz in Form von Gestricktem. Bald wird niemand mehr versuchen, eure kryptischen Pseudonyme an diversen Hauswänden zu entziffern. Denn alle werden nur noch Augen für bunte Fäden haben. Ja, stricken die eigentlich noch ganz richtig? Und wie:


Guerilla Knitting heißt die Mission der zumeist weiblichen „Kämpfer“, das Stadtbild zu verschönern. Ja, verschönern und nicht verschandeln. Letzteres wird den Graffities ja häufig unterstellt. Alles eine Frage des Geschmacks. Und eine Frage der Motivation. Während Sprüh-Graffities oft politisch sind, sollen Strick-Graffities lediglich Farbe ins Straßenbild zaubern. Oder? Bilder wie dieses jedenfalls lassen doch das eine oder andere politische Statement erkennen:








Und tatsächlich wollen sich nicht alle Künstler(innen) auf das Einkleiden von Laternenpfählen und Telefonhäuschen beschränken. Wie Die Zeit schreibt, verstehen sich die Anhänger des Craftivism „als antikapitalistisch, umweltschützend und mitunter auch als feministisch.“ „Knitting for Good“ oder „Political Change Stich by Stich“ betiteln sie ihre Ambitionen. Und die beschränken sich nicht nur auf den öffentlichen Raum. Alle Aktionen werden natürlich über Facebook und Twitter organisiert. Die Ergebnisse der Knit the City-Aktionen finden sich dann auf Flickr. Noch nie war Stricken cooler!      

Dienstag, 8. März 2011

Wer rettet die Karteileiche?

Ulrich Wickert kümmert sich um die Freiheit, Heinz Rudolf Kunze um Wunderkinder und Ursula von der Leyen um den Familiensinn. Auf www.wortpatenschaft.de kann sich jeder seinen Lieblingsbegriff heraussuchen und dann... ja, was eigentlich? Schützen? Vor dem Aussterben bewahren? Der „Drogeriemarkt“ ist sicher weder als Ort noch als Wort bedroht. Trotzdem hat er mit Rossmann einen liebevoll umsorgenden Paten. Ikea hält seine schützende Hand über die „Einrichtungskompetenz“ und BMW über ...nein, nicht „Fahrfreude“, sondern „Wertschöpfungsorientierung“. Aha.

Der große Sprachschützer Bastian Sick engagiert sich selbstverständlich auch. Am liebsten hätte er wahrscheinlich den Genitiv gerettet, aber da er sich für ein Wort entscheiden musste, wählte er das unscheinbare Reziprokpronomen „einander“.

Nun wollte auch ich gern zum Kreis der edlen Wortpaten gehören und ließ mir Vorschläge für noch freie Wörter unterbreiten. Leider konnte ich mich nicht zwischen „Sozialabgabenquote“, „Sommerfrüh“ und „Bundestrojaner“ entscheiden. Deshalb machte ich mich auf die Suche nach wirklich schützenswerten Begriffen. Ich wurde fündig unter www.bedrohte-woerter.de.

Neben technisch Überholtem wie Abspielgerät oder Bandsalat findet sich hier auch kulinarisch Gestriges wie Brause, Broiler und Muckefuck. Klar, wer wird in Zukunft schon noch verstehen, dass für Pfennigfuchser selbst Ladenhüter kein Pappenstiel sind? Für die Piefkes und Hupfdohlen künftiger Generationen ist das doch nur urster Kokolores. Schon traurig, dass immer weniger Haudegen und Halunken auf dem Drahtesel Fersengeld geben und dabei einem Fräuleinwunder hinterher pfeifen. Welch Schindluder doch mit unserem schönen bildreichen Wortschatz getrieben wird! Jemand sollte sie schützen, die Karteileichen, Blumenkinder und Backfische unserer Sprache. Oder übertreibe ich? Alles dufte? Ach, alles Mumpitz!

Mittwoch, 2. März 2011

Fünf vor zwölf

Was würdest du tun, wenn du nur noch fünf Minuten zu leben hättest? Eine spannende Frage. Mindestens ebenso spannend allerdings: Warum sollten mir von jetzt auf gleich nur noch fünf Minuten bleiben? Seht selbst:

Montag, 21. Februar 2011

Summa cum klaute

Zwei Dinge kann Karl Theodor (...) zu Guttenberg offenbar besonders gut: sich selbst inszenieren und andere kopieren. Eine Story, die nicht nur die Medien glücklich macht, sondern auch den Freunden der gepflegten Satire steile Vorlagen liefert.

So darf sich der Mann mit den vielen Vornamen seit dem Plagiatsvorwurf über weitere liebevoll erdachte Bezeichnungen freuen: Einige finden Mr. Googleberg passend, andere nennen ihn schlicht Mr. Copy& Paste und für die Filmfreaks ist er nur „The Plagiator“:




















Auch schön: Die Guttenbergsche Tastatur
















Und vielleicht hätte sich KTG vor seiner Promotion mal mit seinem Großvater unterhalten sollen. Der kannte sich schließlich aus mit...





















Aber über wie viele abgeschriebene Stellen reden wir eigentlich? Das Guttenplag-Wiki behält den Überblick:










Das sorgt für Aufklärung, ist aber ganz und gar nicht internett. Auch auf Twitter ist die Schadenfreude groß. Sprüche wie "Gutenberg? Hat der nicht die beweglichen Letter erfunden? Ach nein: die beweglichen Textpassagen." sind der absolute Brüller. Und so hilft Guttenberg einmal anderen Leute dabei, sich zu inszenieren. - Als Heilige, als Retter des Wissenschaftsetos oder einfach als Spaßvögel, denen kein Witz zu naheliegend ist.

Und da dürfen die Prinzen mit einer Neuinterpretation ihres Hits nicht fehlen:


Aber - bei Humboldt - ich bin keinen Deut besser! Auch ich habe mir für diesen Blogbeitrag zahl- und geistreiche Sprüche sowie Bilder zusammengeklaut. Und zwar hier:
http://www.kotzendes-einhorn.de/blog/2011-02/guttenberg-der-kopist/
http://de.guttenplag.wikia.com/wiki/GuttenPlag_Wiki
www.twitter.com 
http://www.youtube.com/watch?v=69tl7dOD2fM&feature=youtu.be