Montag, 22. Februar 2010

Pop sei dank! – Was Kunst mit Werbung macht. Und umgekehrt.

"I am for art that attacks the eyes, I love sight thrills."
Mel Ramos


Sex sells. Das scheinen die meisten Bilder von Mel Ramos auszusagen. Auf den ersten Blick. Schaut man jedoch genauer hin, schwant einem, dass hier viel eher Ironie am Werke ist. All die nackten Frauen, die sich hinter Cola-Flaschen verstecken, auf Zigarren räkeln oder in Champagner baden, stehen für die unhaltbaren und zumeist sexuell unterfütterten Glücksversprechen der Werbung. Auch die Makellosigkeit der Maltechnik, bei der keine Pinselstriche zu sehen sind, ist Teil der Inszenierung.

Kein Zweifel, Mel Ramos wäre ein grandioser Werber geworden, hätte er es nur gewollt. Und wahrscheinlich hätte er es zugleich zum Grafiker und Texter gebracht. „Hav-a-Havana“ “Lola Cola” oder “Fraulein French Fries” betitelt er seine Werke. Auf Alliterationen scheint er besonders abzufahren. Und doch hat er nie für Unternehmen geworben. Er zog es vor, die Werbung kritisch von außen zu betrachten.

Kritisch – doch nicht verbissen. Seine Bilder stecken voller Humor und subtiler Anspielungen. So findet der penible Betrachter auf der Schokoverpackung, aus der sich eine schlanke Schönheit pellt, die genaue Kalorienangabe der Zuckerbombe. Und dass neben der Kaugummipackung "Doublemint" zwei zuckersüße Zwillinge posieren müssen, ist nur logisch.



Es ist auch diese Lebensfreude, die die Kunstrichtung Pop Art auszeichnet. Dargestellt wird Alltägliches, ja Triviales. Die Welt des Konsums, der Massenmedien, der Werbung. Und auch die Darstellung selbst ähnelt Plakaten und Anzeigen: klar, flächig und ohne Tiefe. Mel Ramos kommt das übrigens zugute, da er nach einem Sturz als Kleinkind nicht mehr räumlich wahrnehmen kann.


In den 50er Jahren entstand Pop Art als Gegenbewegung zum Expressionismus. Und es ist bis jetzt die einzige Kunstrichtung, für die man aktiv nach einer Bezeichnung suchte. Eduardo Paolozzi wurde fündig. Und zwar auf dem Bild “What is it today that makes homes so different, so appealing?” von Richard Hamilton. Dieses zeigt einen Bodybuilder mit einem Tennisschläger, auf dem „POP“ steht. – Fortan hatte das aufmüpfige Kind einen Namen. Pop sei Dank!


Noch bis zum 25. April zeigt die Kunsthalle Tübingen eine Ausstellung über Mel Ramos und 50 Jahre Pop Art. Prädikat: sehenswert!

Montag, 15. Februar 2010

Langweilig und unlustig

Den Super Bowl? Ob ich mir den anschauen würde, fragen Sie? Weshalb sollte mich das interessieren, frage ich Sie. Ich schau doch noch nicht mal Fußball. Ach wegen der Werbespots. Ja klar. Aber durch die kann ich mich ja auch später im Internet klicken.

Der Google-Spot "Parisian Love" ist übrigens mein diesjähriger Favorit. Viel zu langweilig meinen Sie? Und absolut unlustig? Bei Zweiterem gebe ich Ihnen sogar Recht. Aber gerade deshalb hebt er sich von den anderen "Ich-klopf-mir-auf-die-Schenkel-und-lach-mich-gleich-kaputt"-Spots ab. Und er zeigt, wie es ist: Unser gesamtes Leben wird von Google begleitet (um es mal positiv zu formulieren). Alles, was wir suchen, suchen wir ersteinmal im Internet (außer vielleicht die verlegten Autoschlüssel).

Die Art und Weise, wie Google diese Aussage in eine Geschichte verpackt, finde ich wunderbar. Und Budget-freundlich war der Spot obendrein.

Dienstag, 9. Februar 2010

Call and Response

Vergleiche sind anschaulich.








Und deshalb in der Werbung äußerst beliebt. Warum also sollte man nicht einmal die Werbung selbst vergleichen? Mit Musik zum Beispiel. Wenn Werbung Musik ist, dann ist Dialogmarketing Gospel. Warum? Bei beidem geht es um die Response. Sie ist das Höchste – beim Gospelgesang wie beim Dialogmarketing.

Call and Response – So lautet das Hauptmotiv im Gospel. Ein Sänger ruft – die anderen antworten. „What’s his name? “ – „ Hosana, forever we worship you.” Stimmt dann das Publikum noch mit ein und antwortet mit rhythmischem Klatschen oder Schnipsen, ist die Kommunikation perfekt.

Ein Traum von Dialog, der – zugegebenermaßen – in der Werbung nicht immer so reibungslos funktioniert. Warum eigentlich? Ich glaube, das Geheimnis liegt in der Begeisterung. Gute Musik reißt mit, sie überzeugt, sie begeistert. Man will ein Teil von ihr sein. Und deshalb macht man mit. Ohne nachzudenken. Werbung, die begeistert, kann genauso funktionieren. Sie muss nur Spaß machen. Dann steigen die Leute auch in die Kommunikation ein.



“What’s his name?” Kirk Franklin. Oder auch "Meister des Dialogs".