Montag, 22. März 2010

Designed für die Ewigkeit

Wie man sich bettet, so liegt man. Und das unter Umständen für eine sehr lange Zeit. Deshalb macht es durchaus Sinn, sich über das Design seiner letzten Ruhestätte Gedanken zu machen. Die Mitarbeiter des Stuttgarter Bestattungshauses Haller haben dies getan. Die individuellen Särge wurden in der Langen Nacht der Museen ausgestellt.



Der Sarg als Lebenskunstwerk. Jedes Lebensjahr wird durch eine Farbfläche veranschaulicht.


Auf alles vorbereitet ist die Besitzerin dieses Sarges. Mit Taschenlampe, Socken, Energeriegel und etwas zu Lesen geht sie gut gerüstet ins Jenseits.




















Der Sofa-Sarg ist nicht nur gemütlich, er überzeugt auch durch sein umfangreiches Socken-Reservoir.



















Diese Hausbar mit morbidem Charme ist weniger fürs Jenseits denn fürs Diesseits konzipiert.

Dienstag, 16. März 2010

Rent a Dienstwagen

„Spätrömische Dekadenz“ kommt bei Google auf ganze 218.000 Treffer. „Rent a Rüttgers“ schafft es immerhin auf 56.500 Ergebnisse. Man muss es Herrn Dr. Westerwelle und seiner FDP schon zugestehen: Mit Agenda-Setting kennen sie sich aus. Auch wenn die „Rent a Rüttgers“-Kampagne wohl nicht ganz freiwillig gestartet wurde. Zum Glück liefert Google auch den Beweis dafür, dass laut nicht gleich wirksam ist. Wer sich über die Gesundheitsreform von Minister Rösler informieren will, kann zwischen 488.000 Suchergebnissen wählen. Wir sind also noch nicht vollkommen auf Bildzeitungsniveau angelangt.

Ein kleiner Tipp zum Schluss: Wenn die Liberalen mal wieder von sich reden machen wollen, sollten sie sich die SPD zum Vorbild nehmen. Sucht man nämlich nach „Dienstwagenaffäre“, sieht man sich ganzen 435.000 Treffern gegenüber.

Dienstag, 9. März 2010

Democratic Design

"The least-travelled road leads to the best destination." Das klingt nach Konfuzius ist aber von Ingvar Kamprad. Vermutlich. Zumindest lautet so die Denkweise seines Unternehmens: Ikea. Woher ich das weiß? Von Claudia Willvonseder herself!

Gestern Abend referierte die Marketingchefin von Ikea Deutschland im Design Center Stuttgart über die beliebte Mitmachmarke.

Democratic Design – so der Titel der Veranstaltung – steht frei übersetzt und von mir interpretiert für das Menschenrecht auf eine schöne Wohnung. Auch diejenigen, die sich keine teuren Möbel leisten können sollen nach der Philosophie von Ikea ansehnlich wohnen können. Das stellt hohe Anforderungen an die Designer. So haben diese ständig einen Balanceakt zu absolvieren: zwischen Funktion, Form und Preis. Letzteres steht in den Ikea-Designer-Briefings immer an allererster Stelle. Dieser darf auf keinen Fall überschritten werden.

So in die Enge getrieben müssen die Designer all ihre Kreativität aufbringen, simpel und doch clever denken und darüber hinaus auch noch Sparpotential auftun. Ein Designer wurde beispielsweise bei den Beinen seines zu gestaltenden Tisches fündig. Diese ließ er kurzerhand in einer Fabrik für Einkaufswagen herstellen – aus den Restbeständen. Keine schlechte Idee und eine Inspiration für alle Werber, die trotz eng gestrickter Kundenbriefings etwas Tolles auf die Beine stellen wollen.

Doch nicht nur beim Design kann man sich inspirieren lassen. Auch die Werbung ist klasse. Ich denke da an die personalisierten Katalog-Cover 2008 oder die „Nils-Livecam“-Kampagne 2009. Auch auf Facebook und in der eigenen Hej-Community ist Ikea Vorreiter. Und die TV-Spots sind nach wie vor Kult:

Montag, 1. März 2010

Tall für small

Es gibt Sätze, die kommen mir schwer über die Lippen. Und damit meine ich nicht „Fischers Fritz fischt frische Fische“. Mein ganz persönlicher Zungenbrecher lautet „Ich hätte gern einen Café Latte – tall, bitte“. Das Problem liegt bei dem Wörtchen tall. Das steht nämlich in der Starbucks-Sprache für klein und nicht wie naiverweise anzunehmen für groß. Meist schiebe ich dann auch gleich ein schnelles "Also klein." hinterher. Nur um sicherzugehen.

Tall – Grande – Venti. So lauten die Steigerungsformen der Coffee-to-go-Generation. Als Absolventin eines Kommunikationsstudiums erkenne ich natürlich sofort: Hier handelt es sich um einen Euphemismus. Klein – oder small – klingt einfach zu piepselig für einen Becher Kaffee mit Milch, für den man immerhin drei Euro berappen muss. Tall klingt nach mehr. Da krieg ich was für mein Geld.

Und trotzdem. Mein Mund weigert sich, das Wort zu formen, weil ich doch genau weiß, dass es sich um die kleinste der drei angebotenen Größen handelt. Linguistisch betrachtet liegt hier eindeutig eine Diskrepanz zwischen dem Zeichen, also dem Begriff tall und dem Bezeichneten, dem kleinen Becher, vor. Ein Zwiespalt, den ich als Zeichenbenützer nur mit großer Anstrengung bewältigen kann. Aber es scheint noch anderen so zu gehen: