Sonntag, 2. Dezember 2012

Bitte nicht stören

Manche Ideen sind so einfach, dass man sich fragt, warum nicht schon lange jemand darauf gekommen ist. Das Ostrich Pillow - oder Vogel-Strauß-Kissen - ist so eine Idee. Für mich ist es die Erfindung des Jahres.

Es ist ein bisschen wie beim Überraschungsei. Man bekommt gleich drei Dinge auf einmal: Nackenrolle, Ohrstöpsel und Schlafbrille. Denn auf all das kann man verzichten, wenn man die All-in-one-Schlafkapsel überzieht.

Und das Beste: Man sieht nicht, wie lächerlich man mit dem Ding aussieht. Was man ebenfalls nicht mitkriegt: die Reaktionen der Leute. Rundum geschützt. Rundum perfekt. Kopf-in-den-Sand-System eben. Echt clever, diese Vögel von Banana Things.

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Dienstag, 30. Oktober 2012

Der kindliche Wunsch geliked zu werden

Ich mag Facebook. Wirklich. This is not another Facebook bashing article! Aber ich habe das Gefühl, dass Facebook bei vielen das innere Kind hervorlockt. Nicht das süße Kind, sondern das nervige. Das Kind, das auf dem Autorücksitz zum zehnten Mal fragt "Sind wir bald da?". Das Kind, das hinfällt, sich umschaut und erst, wenn es sich lohnt, anfängt zu schreien. Das Kind, das absichtlich sein Glas Milch umwirft, um auf sich aufmerksam zu machen. Denn genau darum geht es auch bei Facebook: Aufmerksamkeit.

Und um die zu bekommen, braucht man nicht mal ein Glas Milch umschmeißen. Ein Post wie "Frische Milch vom Bauernhof. Selbst gemolken. Hmmm lecker." reicht und man kriegt im Handumdrehen 5 Likes und 2 Kommentare. Kinderleicht! Die Feststellung "Es schneit. Es schneit" brachte einer Freundin am Wochenende sogar 7 Daumen und 3 Antworten. Auch beliebt: Das selbst gekochte Essen fotografieren, hochladen und auf den multiplen digitalen Applaus der Fangemeinde warten.

Was ist da los? Haben wir irgendeine kindliche Phase nicht überwunden? Warum lechzen wir so nach Anerkennung? Wenn ich als Kind solche Anwandlungen hatte, wurde ich von meinen Eltern ignoriert. Eine legitime und zielführende Erziehungsmethode, wie ich finde. Doch Facebook scheint diese gute Kinderstube wieder zunichte zu machen. Indem es einen für jede noch so banale Äußerung belohnt. Das macht nicht nur süchtig, sondern bekloppt. Deshalb reagiere ich auch nicht mehr auf Posts wie "Habe mir eben Lebkuchen gekauft *schäm*". Sicher, damit werde ich niemanden erziehen. Will ich auch nicht. Es ist ja auch schön, am Leben seiner Freunde teilhaben zu können. Nur eben nicht bis ins kleinste triviale Detail. Denn was für mich interessant ist (z.B. was ich heute Abend esse), muss es für andere noch lange nicht sein. Und ein voller Magen ist für mich Belohnung genug.

Montag, 1. Oktober 2012

Alle-Krüge-Hoch-Kultur


28. September 2012. Ort: Bierzelt, Stuttgarter Oktoberfest.

Alles ist, wie es sein sollte: Die Maßkrüge stehen auf den Tischen, ihre Besitzer auf den Bänken und das Niveau liegt am Boden. Doch halt, eine nahezu unsichtbare Spur politischer Satire hat sich selbst an diesen für den Intellekt ungastlichen Ort verirrt. Luigi steht auf der Bühne und performt seinen Wies’n-Kracher „In meinem Bunga-Bunga-Bunga-Bungalow“. Und damit man auch bei 3,x Promille die Berlusconi-Anspielung versteht, singen alle zusammen: „Ich bin kein Berlusconi. Ich hab keine Millioni...“. Ich auch nicht. Dafür noch ein paar Textanregungen für politisch unkorrekte Volksfesthits:

Ich bin die Wulff, Bettina.
Als Autorin Großverdiena.

Ich mag die Frauen oben ohne.
Da bin ich für ne’ Quote.

Heut’ da nehm’ ich mir den Mohammed
mit ins Bett, mit ins Be-he-hett.

Mein Beitrag für mehr Intellekt im Bierzelt. Bitteschön.

Donnerstag, 23. August 2012

Die Kunsthalle Tübingen zeigt Bein. Und Allen Jones.

  
Beine, überall Beine. Sie kommen aus der Wand, knien auf dem Boden und stecken grundsätzlich in halsbrecherischen High Heels. Wer da an Fetisch denkt, liegt nicht ganz falsch. Wer Allen Jones im Kopf hat, liegt goldrichtig.

Noch bis zum 16. September widmet die Kunsthalle Tübingen dem umstrittenen Künstler eine Retrospektive zu seinem 75sten Geburtstag. Zu sehen gibt’s auch jene Furniture Sculptures, die Allen Jones weltweit bekannt machten: Eine Frau in devoter Hundehaltung als Tisch oder die rücklings Liegende mit hochgestreckten Beinen, die als Stuhl dient. Um Provokation ging es Allen Jones dabei angeblich nie. „Ich mach’, was mir gefällt“, zitiert ihn die Museums-Volontärin. Und was ihm gefällt wird schnell klar: Langbeinige Frauen mit Pagenkopf, Männer mit Hut und Anspielungen auf Nietzsche. Ob Werbung, Comics oder SM – Jones lässt sich von allen Elementen der Populärkultur inspirieren. Heraus kommen jedoch nicht nur Skulpturen. Die meisten Werke des gelernten Grafikers sind klassische Öl-auf-Leinwand-Gemälde. Doch auch hier will er Denkverbote und sittliche Schranken infrage stellen. Ich finde: Das gelingt ihm. Und zwar auf eine sehr unterhaltsame Art:
www.kunsthalle-tuebingen.de



Sonntag, 8. Juli 2012

Bomben Texte

Es gibt viele schlechte Texte auf der Welt. Nicht alle stammen von Hera Lind (neuester Kassenschlager: "Männer sind wie Schuhe"). Auch das WWW ist eine außerordentliche Fundgrube für außergewöhnlich Unterirdisches.

Unterirdische Formulierungen, die regelrecht Schmerzen bereiten. Doch endlich gibt es die Möglichkeit zur Rache fernab der Kommentarfunktion. Man lässt seinen Gefühlen einfach freien Lauf und bombt den ganzen Mist in die Luft:


fontBomb - Stylishly destroy the web from Philippe-Antoine Lehoux on Vimeo.

Sonntag, 10. Juni 2012

Schöner wohnen...

... hat etwas mit Stil zu tun. Und viel mit Humor:

Muss man denn immer erst in Hundescheiße treten, damit einem ein Licht aufgeht?
Mit dieser Lampe schon.

Über die Leichtigkeit des Scheins lässt sich an diesem Tisch
besimmt besonders gut philosophieren.


Gefunden bei:
http://www.neatorama.com/2012/06/08/for-interior-designers-with-a-sense-of-humor/

http://abduzeedo.com/best-week-226

Sonntag, 29. April 2012

Electro 3.0

Elektronische Musik: Das war für mich immer ein sogenannter DJ, der keinen Plan vom Platten auf- dafür vom Mädels flachlegen hat und seine ewiggleichen Beats einfach von einem weißem Mac-Book abspielt. Dann kam David Guetta und machte die Sache nicht besser, nur kommerzieller. Mir war klar: Das ist nix für mich. Aber wie so oft wurde ich eines besseren belehrt. 

Brandt Brauer Frick hat mich bekehrt. Und zwar mit einem Orchester, das ganz analog richtig gute Elektro-Sounds fabriziert:



Experimentell nähert sich auch Ei Wada der elektronischen Musik. Sein Orchester besteht aus Fernsehgeräten. Gut zu wissen, dass aus denen auch mal was Interessantes kommen kann:




Und natürlich lässt sich mit solchen abgefahrenen Ideen auch gute Werbung machen. Nike geht in dieser Hinsicht voran. "Music to go", gewissermaßen:



  

Sonntag, 1. April 2012

Wahlkrampf

Es ist wieder Wahlkrampf. Nicht nur in Amerika. Auch in Nordrhein-Westfalen. Und was macht ein Politiker, wenn er nichts zu sagen hat (und wahrscheinlich sowieso lieber in Berlin bleibt)? Genau, er macht den Gegner zum Inhalt seiner Kampagne. Schließlich hat er (laut Slogan) Köpfchen. Während sie nur einen total lustigen Namen besitzt, auf den man eine ganze Anzeigenserie bauen kann. Nach dem Motto: Schlimmer geht’s immer. Und zwar von Anzeige zu Anzeige:  


Mittlerweile wurde die Kampagne zurückgezogen.

So ein Lapsus könnte den Amis nicht passieren. Die sind – wie immer – schon weiter. Sie beschäftigen sich erst gar nicht mit dem Gegner (oder gar mit Inhalten). Interessiert eh keinen. Wichtig ist, wie’s bei Romneys unterm Sofa aussieht. Und deshalb wird erst die ganze Familie auf die Bühne gezerrt und dann verrät Frau Romney noch, wie ihr Mann sie von seiner Kandidatur überzeugte. „I asked him: Can you fix it? And he said: Yes. That’s all I wanted to know.” Zum Heulen schön:



 Apropos “Can you fix it?”. Die ganze Ami-Wahlkrampf-Show erinnert mich irgendwie an das hier:



In diesem Sinne: Don't get frustrated. Get fix it.



Quelle: http://www.indiskretionehrensache.de/2012/03/norbert-roettgen-landtagswahl/

Sonntag, 19. Februar 2012

Food-Fasching

Fasching. Das ist die Zeit, in der sich ganz normale Menschen für Fabelwesen, Popstars oder Adlige halten dürfen, ohne von anderen für verrückt gehalten zu werden. Ganz Kreative lassen das Cowboy- oder Prinzessinnenkostüm aber dieses Jahr im Schrank und verkleiden sich als Karotte, Kürbis oder Kichererbse – je nach physischer Ausgangslage. Dass auch Nahrungsmittel Lust aufs Verkleiden haben, beweisen die sogenannten „Baby Carrots“. Mit diesen macht das Kalifornische Unternehmen Bolthouse Farms inzwischen Millionen. Das Geheimnis: Langweiliges Gemüse wie leckeres Fast Food aussehen zu lassen. Und so kommt es, dass immer mehr Junk-Food-verwöhnte Amerikaner ihre fetten Finger in eine „Chips-Tüte“ voller Möhrchen stecken. Was – wenn nicht nach Verarsche – zumindest nach Marketingtrick 17 klingt, hat im Gegensatz zu vielen anderen Werbeversprechen zumindest einen positiven Effekt: Die dicken Justines, Jennifers und wie sie alle heißen passen zu Halloween vielleicht wieder in ihre Prinzessinnenkostüme – und können die Kürbisverkleidung im Schrank lassen.   

Möhren, die sich für Doritos halten.

Außen Junk - innen gesund

Sonntag, 22. Januar 2012

Aktzeichnen XY ungelöst


Ich liebe Krimis. Und ich mag Kunst. Ich wollte auch schon immer einen Krimi schreiben. Am besten einen, der im Kunstmilieu spielt. Der Plot hat irgendwas mit Fälscherei zu tun oder mit Diebstahl in großem Stil. Sex sollte auch dabei sein. Und Mord – vielleicht an einem Aktmodell. So genau weiß ich das noch nicht. Ist auch nicht so wichtig. Zumindest nicht halb so wichtig wie der Titel. Der Titel entscheidet über den Verkauf. Er muss aufmerksam machen, Spannung erzeugen und – im besten Fall – irgendwie Witz haben. Zum Beispiel, weil er auf einem Wortspiel beruht oder mit etwas Bekanntem in Verbindung gebracht wird. Deshalb heißt mein Krimi: Aktzeichnen XY ungelöst. Auf die Idee gebracht haben mich die Zeichnungen einer Kollegin und sehr guten Freundin. Vielen Dank an dieser Stelle. Natürlich widme ich dir das Buch, sobald es fertig ist.