"I am for art that attacks the eyes, I love sight thrills."
Mel Ramos
Sex sells. Das scheinen die meisten Bilder von Mel Ramos auszusagen. Auf den ersten Blick. Schaut man jedoch genauer hin, schwant einem, dass hier viel eher Ironie am Werke ist. All die nackten Frauen, die sich hinter Cola-Flaschen verstecken, auf Zigarren räkeln oder in Champagner baden, stehen für die unhaltbaren und zumeist sexuell unterfütterten Glücksversprechen der Werbung. Auch die Makellosigkeit der Maltechnik, bei der keine Pinselstriche zu sehen sind, ist Teil der Inszenierung.
Kein Zweifel, Mel Ramos wäre ein grandioser Werber geworden, hätte er es nur gewollt. Und wahrscheinlich hätte er es zugleich zum Grafiker und Texter gebracht. „Hav-a-Havana“ “Lola Cola” oder “Fraulein French Fries” betitelt er seine Werke. Auf Alliterationen scheint er besonders abzufahren. Und doch hat er nie für Unternehmen geworben. Er zog es vor, die Werbung kritisch von außen zu betrachten.
Kritisch – doch nicht verbissen. Seine Bilder stecken voller Humor und subtiler Anspielungen. So findet der penible Betrachter auf der Schokoverpackung, aus der sich eine schlanke Schönheit pellt, die genaue Kalorienangabe der Zuckerbombe. Und dass neben der Kaugummipackung "Doublemint" zwei zuckersüße Zwillinge posieren müssen, ist nur logisch.
Es ist auch diese Lebensfreude, die die Kunstrichtung Pop Art auszeichnet. Dargestellt wird Alltägliches, ja Triviales. Die Welt des Konsums, der Massenmedien, der Werbung. Und auch die Darstellung selbst ähnelt Plakaten und Anzeigen: klar, flächig und ohne Tiefe. Mel Ramos kommt das übrigens zugute, da er nach einem Sturz als Kleinkind nicht mehr räumlich wahrnehmen kann.
In den 50er Jahren entstand Pop Art als Gegenbewegung zum Expressionismus. Und es ist bis jetzt die einzige Kunstrichtung, für die man aktiv nach einer Bezeichnung suchte. Eduardo Paolozzi wurde fündig. Und zwar auf dem Bild “What is it today that makes homes so different, so appealing?” von Richard Hamilton. Dieses zeigt einen Bodybuilder mit einem Tennisschläger, auf dem „POP“ steht. – Fortan hatte das aufmüpfige Kind einen Namen. Pop sei Dank!
Noch bis zum 25. April zeigt die Kunsthalle Tübingen eine Ausstellung über Mel Ramos und 50 Jahre Pop Art. Prädikat: sehenswert!
Was sagen eigentlich Feministinnen zu diesen Bildern?
AntwortenLöschenJa, es ist noch gar nicht so lange her, da wurden die freizügigsten Bilder von Ramos verhängt. Aber ich bin mir sicher, die Feministinnen von heute erkennen, dass es sich um Ironie und eine kritische Betrachtung von Werbung handelt.
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