Es hat eine Weile gedauert, bis der Typ mir auf die Nerven ging. Am Anfang dachte ich noch, ich könnte etwas von ihm lernen. Aber diese Phase hielt nicht lange an. Maximal bis Seite 74. Da fiel mir das erste Mal auf, dass er wohl etwas eingebildet ist. „Eine der faszinierendsten Entdeckungen der Hirnforschung“ hatte Martin Lindstrom mir auf Seite 60 angekündigt. Ich war gespannt und las sofort weiter. Es ging um Spiegelneuronen, die in unserem Gehirn die Bewegungen und Aktionen, die wir an anderen beobachten, imitieren. Ihretwegen können wir niemanden beobachten, der gähnt, ohne wenige Sekunden später selbst zu gähnen. Die Spiegelneuronen sind wichtig für unsere Entwicklung und das Lernen, was ja hauptsächlich durch Nachahmen funktioniert (zumindest im Kleinkindalter). Soweit nix Neues. Was mich dann aber wirklich fasziniert hat war, wie Lindstrom diese „Erkenntnis“ auf das Marketing bezogt: „Jetzt wissen wir, warum Schauspieler, die im Film rauchen, in uns das Verlangen nach einer Zigarette wecken. (...) Nun ist klar, warum bleistiftdünne Models zu einer erschreckenden Zunahme von Magersucht bei jungen Mädchen geführt haben (...)“. Logisch. Die Spiegelneuronen sind Schuld.
Hauptsache Lindstrom ist von sich und seinen Erkenntnissen überzeugt. Und dass er das ist, teilt er gern mit. Zum Beispiel auf Seite 111: „Ich hatte Recht, wie sich herausstellen sollte.“ oder auf Seite 131: „Danach kommen wir (...) zu einem Experiment (...), das die Marketingleute von Nokia schockierte.“ Ich meinerseits war bei der gesamten Lektüre des Buches „Buyology. Warum wir kaufen, was wir kaufen“ weder sonderlich schockiert noch fasziniert. Das einzigste, was mir an „Buyology“ nach wie vor (dem Lesen) gefällt, ist der Titel. Der ist wirklich gut.
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