Zum Frühstück gibt’s das Morgenmagazin; neben der Toilette liegt der Spiegel (zum Lesen); im Auto konkurrieren Verkehrsschilder, Plakatwände und Radiowerbung um meine Aufmerksamkeit; im Büro ist der PC – im Gegensatz zu meiner Aufnahmefähigkeit – schon hochgefahren; die ersten E-Mails warten im Postfach; das Telefon klingelt; im Laufe der Arbeitszeit werden ich nicht weniger als fünf Programme gleichzeitig geöffnet haben; ich springe von Word zum Mailprogramm, von da ins Internet und wieder zurück, Photoshop, PowerPoint und Indesign; 13 Uhr – endlich Mittag; schnell einkaufen: „Edeka – günstiger ist es nirgendwo“ – gut zu wissen; Spargel heute im Angebot, genau wie Toilettenpapier und Schwartau extra; fast forward: Mit dem gekochten Angebotsspargel auf dem Teller setze ich mich vor den Fernseher: Tagesschau, BP bekommt das Öl nicht unter Kontrolle und ich ertrinke derweil in ungelesenen Twitter-Nachrichten; deshalb rezipiere ich parallel: Fernsehen und Facebook, Bücher und Blogs; Musik und Magazine; ich nutze drei Notizbücher, weil mich die Angst packt, dass Wichtiges verdrängt wird und ich habe nie genug Zeit. Nicht mal für die ZEIT.
Die gute Nachricht: Ich bin nicht alleine. Und: Heilung naht. Das neue Wundermittel heißt Slow Media, ist nicht verschreibungspflichtig aber leider auch nicht einfach als Tablettenform verfügbar. Nach dem Motto: Runterschlucken. Fertig. Nein, man muss sich mit Slow Media auseinandersetzen (Wo nehm’ ich nur die Zeit dafür her???) und dann seine Mediennutzung ändern. Weniger ist mehr, was ja auch ganz dem Zeitgeist entspricht – siehe iPad oder Twitters „Maximal 140 Zeichen-Maxime“.
1. Lektion: Runterfahren. Und zwar nicht nur den PC. Es geht um Konzentration. Auf eine Sache. Das heißt: entscheiden. Tagesschau oder Twitter. Musikhören oder Magazinlesen. Man kann nicht alles haben, hat schon Oma immer gesagt. Und wer alles haben will, steht am Ende vielleicht mit leeren Händen da. Oder mit Leere im Kopf. Denn die Nachrichten hört man nur halb, wenn man nebenbei noch mit der Freundin chattet. Und auch dieses Gespräch könnte man mehr genießen ohne das Gefühl, etwas zu verpassen. Ja, Genuss ist auch so ein Stichwort. Sich in Text, Musik oder Bildern verlieren – das gelingt nur, wenn alles drumherum schweigt.
In diesem Sinne bleibt dieser Text auch nur Text. Kein Bild, kein Video. Einfach Text. Und demnächst geh’ ich mal wieder ins Theater. Ganz ohne Special Effekts. Dafür so was von 3D...!
Jetzt erinnere ich mich an den Spruch: "Immer diese Angst, was verpassen zu können..."
AntwortenLöschenDabei gibt es nur sehr weniges, was man versäumen kann. Und dies sind alles Dinge im zwischenmenschlichen Bereich. Die man versäumt, wenn man nie etwas verpassen möchte.
Wir müssen wohl alle etwas buddhistischer werden ...
By the way, das hättest du nicht so schreiben sollen, dass es so hektisch klingt ;)